Einmal im Quartal herrscht Ausnahmezustand. Am ShipIt Day sprudeln die Ideen in den Büros des australischen Softwareunternehmens Atlassian.
Für Atlassian, das Produkte wie Jira, Confluence und Trello im Portfolio hat und weltweit über 240.000 Kunden betreut, ist das vierteljährliche Ideenlabor eine Art Überlebensstrategie. Denn die Konkurrenz in der Branche ist groß.
Die beiden Gründer Scott Farquhar und Mike Cannon-Brookes fragten sich deshalb: Was können wir tun, damit unsere Softwareentwickler über ihr aktuelles Projekt hinausdenken? Woher kommen die innovativen Produkte, mit denen wir unsere Kunden auch morgen noch begeistern können?
80-20-Regel? Genial – aber teuer.
Ein wenig neidisch schielen sie auf die 80-20-Regel von Google. Ein Fünftel ihrer wöchentlichen Arbeitszeit dürfen Ingenieure und Programmierer für neue und ungewöhnliche Ideen aufwenden. Diese 20-Prozent-Zeit soll den Betrieb am Laufen halten und gleichzeitig Raum für Innovation und Fortschritt schaffen.
Aber: Für ein mittelständisches Unternehmen wie Atlassian wäre das eine verdammt hohe Investition gewesen. Immerhin reden wir hier von vier Tagen im Monat.
Also fing man kleiner an: Mit einem Pilottag pro Quartal. Die Ergebnisse, die 24 Stunden später bei Pizza und Bier präsentiert wurden, waren so gut, dass sie inzwischen fester Bestandteil der Unternehmenskultur sind. ShipIt Day heißt das Ganze.
ShipIt Days. Einfach. Aber einfach gut.
Zwei Zutaten braucht das Erfolgsrezept: Freiraum und ein paar Grundregeln.
An vier Donnerstagen im Jahr legen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für 24 Stunden ihre eigentliche Arbeit nieder und tüfteln. Allein oder in Gruppen arbeiten sie dann an den Ideen und Problemlösungen, die sie für die besten halten.
Dabei gibt es nur drei einfache Voraussetzungen:
- Erstens muss die Idee neu sein.
- Zweitens muss die Idee außerhalb des Tagesgeschäfts liegen.
- Und drittens muss die Idee etwas mit dem Unternehmen zu tun haben.
Und so wie ein guter Logistiker die Pakete über Nacht ausliefert, müssen auch die Mitarbeitenden bis zum nächsten Tag liefern: Freitag 14 Uhr ist ShipIt Day! Keine groben Ideen, keine vagen Pläne, sondern kleine Prototypen, die dann den Kolleginnen und Kollegen vorgestellt werden. Die besten Ideen werden gleich im Anschluss ausgewählt.
Mittlerweile ist aus dem ursprünglichen ShipIt Day ein globales Event in 15 Ländern geworden. Die Mitarbeitenden stellen ihre Tüfteltag-Ideen sogar vorab in einem Wiki ein, holen Feedback ein, stellen ihre Teams zusammen und beginnen, auch außerhalb der ShipIt Days zusammenzuarbeiten.
Zu den so entwickelten Prototypen gehören Problemlösungen für bestehende Software, aber auch ganz neue Anwendungen, die direkt in den Verkauf gehen. „Wir sehen Praktisches und Inspirierendes, Einfaches und vollkommen Irres, Technisches und Nichttechnisches“, schreibt Atlassian auf seiner Website dazu.
ShipIt Days sind gelebte Innovationskultur
Die Erfahrung bei Atlassian zeigt: Ein wenig Freiraum und ein paar sinnvolle Regeln können eine Explosion an Ideen freisetzen. Das steigert nicht nur die Motivation und den Spaß an der Arbeit. Es entsteht auch eine Kultur der permanenten Innovation.
Ideenwettbewerbe, Verbesserungsvorschlagssysteme oder andere herkömmliche Methoden sind im Vergleich dazu wenig effektiv. Denn eine in Aussicht gestellte Belohnung löst nicht keine kreative Supernova aus – schon gar nicht, wenn man als Mitarbeiter dafür zusätzliche Zeit investieren muss.
Aber der Gedanke „Das mache ich, weil ICH es cool finde“ – und zwar während der Arbeitszeit und mit dem OK meines Chefs – kann Menschen sehr wohl zu kreativen Höchstleistungen motivieren.
Und jetzt bist du dran
In meinem Vortrag schlage ich oft vor: Warum probiert ihr den Shipit Day nicht einfach mal in eurem Team oder eurer Organisation aus? Die Vorteile:
1. ShipIt Days bringen schnelle Ergebnisse.
Du wirst erstaunt sein, was ein fokussiertes und engagiertes Team in nur 24 Stunden entwickeln kann.
2. ShipIt Days geben Mitarbeitenden die Möglichkeit, Probleme zu lösen.
Probleme, von denen sie wissen, dass sie im Unternehmen existieren, für die sie aber im Tagesgeschäft nie die Zeit finden.
3. ShipIt Days reduzieren Ausreden.
Der Klageruf „Ich würde ja gerne an neuen Ideen arbeiten, aber mir fehlt die Zeit“ funktioniert nicht mehr. Denn es heißt: „Hier hast du Zeit. Mach was draus!“
4. ShipIt Days brechen Silodenken auf.
Bereichsdenken und Silodenken nehmen deutlich ab, da ShipIt Days zur Kooperation über Team- und Bereichsgrenzen hinweg einladen.
5. ShipIt Days fördern Innovation.
Wenn man viele kluge Leute beschäftigt, wäre es dumm, deren Intelligenz und ihren Einfallsreichtum nicht zu nutzen. Frische und kluge Ideen sollten schließlich aus allen Bereichen, Funktionen und Hierarchieebenen des Unternehmens kommen.
6. ShipIt-Days sind extrem motivierend.
Fast jeder hat Lust, an Dingen zu arbeiten, die er cool findet. Und wenn man dann auch noch entscheiden kann, WIE und MIT WEM man das macht, ist das noch motivierender!
7. ShipIt-Days haben den Fun Faktor eingebaut.
Es gibt Pizza, es gibt Drinks, es gibt Gemeinschaft. Lachen, Scheitern, Spannung und Staunen. Die Stimmung an Shipit-Days ist super und viele Leute fühlen sich danach wie ausgewechselt.
Bist du bereit, loszulegen?
Hier sind einige Ressourcen, die dir den Einstieg in die ShipIt Days erleichtern:
- Video: Schau dir „ShipIt – Inside Atlassian’s Innovation Ritual“ an, um einen Einblick in den ShipIt Day zu bekommen.
- FAQs: Auf der Seite „ShipIt Day FAQs“ findest du detaillierte Informationen zur Organisation eines ShipIt Days.
Lass dir die Gelegenheit nicht entgehen, die Kraft der ShipIt Days zu nutzen. Sie sind ein einfaches, aber effektives Mittel, um Innovation in deinem Team oder Unternehmen zu fördern. In nur 24 Stunden können Mitarbeiter wirklich coole Ideen entwickeln und spannende Prototypen erstellen.
Bist du bereit, loszulegen?
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